Heute erhielt ich über Facebook eine weitere Frage zum Buch:

Hallo, ich lese gerade Ihr Buch und bin überrascht wie oft ich mich in Ihren Erzählungen wiedererkenne. Ich bin gerade beim Kapitel über die Summer und Zuwinker und finde den Ansatz sehr interessant und auch logisch! Leider „muss“ ich aus gesundheitlichen Gründen auf relativ viele Lebensmittel verzichten (Milchprodukte, Zucker, Mehl…). Zumindest ist es for meine Gesundheit und die Symptome besser ich ernähre mich nach einer Art Paleo. Haben Sie einen Tipp für mich trotzdem aus dem Teufelskreis der Esssucht herauszukommen, obwohl so vieles „verboten“ ist? Natürlich will man das, was man nicht haben darf noch viel mehr… viele Dank im voraus und auch vielen dank für das wirklich tolle und sehr hilfreiche Buch!

Liebe Frau B.,

wenn Sie im Buch ein bisschen weiterlesen, werden Sie einen Absatz zum Thema Unverträglichkeiten entdecken. Und wenn Sie noch ein bisschen weiter lesen, werden Sie erfahren, dass auch ich eine Laktrose Intoleranz hatte. Über das Thema Zucker gibt es auch eine eigene Seite 🙂

In meiner Esssucht Zeit aß ich täglich mindestens einen halben Liter Joghurt (fettfrei natürlich), mindestens eine Packung Hüttenkäse (natürlich auch fettreduziert) und trank mindestens ein Molkegetränk (da das ja fettarm ist). Ich wäre schier gestorben, hätten Sie mir das alles weggenommen. Denn, so dachte ich, wie soll ich mich gesund und fettarm ernähren, wenn ich das nicht haben darf?! Gleichzeitig hatte ich sehr oft sehr schmerzhafte Blähungen.

Heute esse ich Milchprodukte als „Praline“, also nicht mehr um mich damit zu ernähren, sondern um sie zu genießen. Meine Verdauung hat sich extrem gebessert, sodass ich nicht mehr auf jedes Eis mit Bauchkrämpfen reagiere. Ich glaube, dass ich langfristig Unverträglichkeiten wieder bessern können, wenn die Ernährung wieder eine Regelmäßigkeit bekommt und sich der Darm erholt hat.

In der Esssucht Milchprodukte, Mehl UND Zucker wegzulassen ist extrem schwierig. Hier ist die Frage nach dem Leidensdruck: Wenn Sie beispielsweise an einer Krankheit leiden, wie z.B. Rheuma leiden oder Morbus Crohn, dann ist es absolut notwendig, dass Sie Ihre Ernährung entsprechend umstellen. Hier empfiehlt es sich nach Speisen zu suchen, die jenen ähneln, die Sie weglassen müssen in Konsistenz und Geschmack. Bei schweren Krankheiten muss die Ernährung umgestellt werden um eine Besserung zu erzielen.

Wenn Sie allerdings „nur“ einen Blähbauch haben, oder „nur“ Pickel am Rücken oder „nur“ unreine Haut im Gesicht, dann könnten Sie überlegen, ob Sie diese Nachteile bewusst in Kauf nehmen und momentan aufgrund der Sucht nicht alles streng weglassen, sondern für sich einen Kompromiss finden. Wohl wissend, dass je mehr die Sucht verschwindet, desto mehr wird es Ihnen möglich sein, an Ihrem Essverhalten zu schrauben, mit Liebe und Nachsicht. Wenn der Handlungsdruck nicht so groß ist (also keine akut gravierende Krankheit da ist), dann finde ich einen solchen Kompromiss besser, als ein paar Tage lang „brav“ alles wegzulassen und dann sich in einem Essanfall sich erst recht wieder alles „Verbotene“ hineinzuschieben. Das ist dann ein noch viel größerer Schock für das körperliche System, als wenn Sie jene Sachen, die Sie nicht so gut vertragen, in kleinen Dosen zu sich nehmen.

Mein Geschmack hat sich über die Jahre übrigens völlig verändert. Müsste ich heute täglich einen halben Liter Joghurt und mindestens eine Packung Hüttenkäse essen und mindesten ein Molkegetränk trinken, würde ich schreiend davonlaufen 🙂

Ich hoffe, Ihnen mit der Antwort weitergeholfen zu haben und sende Ihnen herzliche Grüße aus Wien,

Olivia Wollinger