Der große Bio-Schmäh: Wie uns die Lebensmittelkonzerne an der Nase herumführen

von Clemens G. Arvay, 2012

Dieses Buch kann auch in den Büchereien Wien entliehen werden.

Der Autor machte sich die Mühe, zahlreiche Bio-Bauernhöfe persönlich zu besuchen und beschreibt in diesem Buch seine Erlebnisse.

Bevor ich dieses Buch las dachte ich, dass ich mit reinem Gewissen Bio-Tiere essen könnte. Dass alle Bio Tiere ihr Leben lang fröhlich im Freien umher liefen. Ich dachte, dass die Schlachtung der Bio Tiere „human“ passieren würde. Ich war von der Werbung mit dem süßen Schweinchen oder der schönen Plakate mit der in die ferne blickende Kuh manipuliert.

Was ich in diesem Buch erfahren musste war, dass vielen Biohühner zwar der vorgesehene Auslauf nach Vorschrift zur Verfügung steht, dass dieser allerdings oftmals nicht genutzt wird. Gründe dafür: Hackordnung, nicht Huhn gerechte Gestaltung des Auslaufes (keine Versteckmöglichkeiten), zu viele Hühner. Das bedeutet in vielen Fällen mehrere tausend Hühner in einer Halle im eigenen Kot, keine huhngerechten Sitzstangen.

Weiters musste ich lernen, dass der Aufenthalt im Freien ein sehr dehnbarer Begriff ist, dass die Aussparung im Dach, wo Licht hereinkommt, unter Umständen reicht. Sehr deutlich wird in diesem Buch dargestellt, dass die Biotierhaltung der großen Konzerne eine Massentierhaltung ist und es darin in der Tierhaltung keine wesentlichen Unterschiede zu „normalen“ Tieren gibt.

Die Schlachtung passiert auch bei Bio Hühnern, Rindern und Lämmern unter größten Stress, weil die Tiere die Tötung der anderen Tiere mitbekommen. z.B. bei der Schlachtung von Kühen wird nicht nach jeder Kuh der Schlachtraum gereinigt um Zeit und Kosten zu sparen. Die Beschreibung der Hühnermassentötung erspare ich Ihnen hier.

Auch die biologische Obst- und Gemüseherstellung wird hinterfragt, insbesondere die Arbeitsbedingungen der Erntehelfer/innen.

Bei der Brotherstellung ahnte ich schon meinen Teil, weil mir das Biobrot in den großen Supermarktketten nicht schmeckte und es schnell schimmelte. Darin wurde ich bestätigt: Das Brot wird maschinell vorgefertigt, eingefroren und in den Filialen aufgebacken. Auch hier zeigt uns die Werbung andere Dinge.

Die Frage, die sich mir nach Lektüre des Buches stellte war: Wem glauben? Schickt man den großen Supermarktketten Emails mit Fragen zur Biotierhaltung, bekommt man den Eindruck, dass die Tiere quasi einzeln gestreichelt werden. Bei der Lektüre des Buches „Der große Bioschmäh“ bekam ich einen völlig anderen Eindruck.

Die Frage ist nun: Was nun tun mit diesem Wissen?! Welche Konsequenzen daraus ziehen? Jede und jeder von uns muss seine eigenen Entscheidungen treffen und dahinter stehen. Ich finde es wichtig, dabei die Augen für Tatsachen zu öffnen und dann eine bewusste Wahl zu treffen. Denn wir als Konsumentinnen und Konsumenten haben letztendlich die Macht.