Heute erreichte mich folgende Mail. Sie hat mir die Gänsehaut rieseln lassen, weil sie genau auf dem Punkt bringt, was für den Ausweg aus dem Binge Eating bzw. aus der Esssucht wichtig ist:

Liebe Frau Mag. WOLLINGER!

Ich war letztes Jahr bei Ihnen und verfolge seit letztes Jahr regelmäßig Ihre Beiträge.
Vor allem ihr selbst geschriebenes Skript und die damit verbundenen Anweisungen waren für mich ein wichtiger Teil aus dem Weg meiner Esssucht.
Die Esssucht als etwas zu sehen, das man selber braucht, das damit ein Nutzen verbunden ist und es als „Alarmanlage“ dient hat mir sehr geholfen.

Es hat bei mir sehr lange gedauert, bis ich selbst gesehen habe, dass Esssucht mehr ist, als nur Essen bzw. Brechen.
Ich hatte viele Stunden meines Lebens mit Essen und Brechen verbracht. Ich dachte mir, wenn ich aufhöre zu brechen, bin ich wieder gesund – weil ja anscheinend dann kein offensichtlicher Defekt mehr vorliegt.

Doch wie Sie auch ,ist es mehr. Mit den Themen mit Selbstliebe, Perfektionismus, Körper spüren lernen, Emotionen ausdrücken werde ich tagtäglich konfrontiert.

Es ist wirklich ein langer, harter und sehr lohnenswerter Weg. Es gibt immer wieder Rückschläge, aber ich gehe anders damit um. Ich sehe sie als Hürden, die zur meiner Reifung dienen. Es ist nicht entscheidend was war – sondern die Entwicklung zählt.

Ich habe begonnen Nahrungsmittel als meine „Freunde zu sehen“ und nicht als Bedrohung. Ich stelle mir oft die Frage: Wie nähre ich mich am besten?
Und ich lasse es mir schmecken und esse bewusst.

Ich habe in vielen Bereichen meines Lebens meine Einstellung verändert. Ich glaube nicht nur mehr, wenn ich etwas leiste, bin ich etwas wert. Ich erlaube mir zu scheitern. Eine Superwoman kann auf der Dauer nicht existieren. Die Fassade fängt immer zu bröckeln an.

Zusätzlich gestehe ich mir zu, müde zu sein. Die Müdigkeit und dass ich Zeit zum Ausruhen brauche gönne ich mir zu und äußere es auch gegenüber anderen.

Am schwierigsten ist es für mich zu Vertrauen und die Kontrolle los zu lassen. Ich vertraue darauf, dass mein Körper die für sich passenden Nahrungsmittel und das damit verbundene Gewicht aussucht. (schwierig)
Vertrauen darauf, dass sich alles zum Guten wendet.
Vetrauen gegenüber den eigenen Gefühlen. Die Ja und Nein Gefühle deutlich spüren und das damit verbundene Grenzen ziehen braucht für mich Zeit.

Ich sehe mittlerweile meine Essucht als Geschenk, weil ich nicht blind in den Tag hinein lebe. Allein mir zu liebe muss ich zu mir selber ein bisserl nett sein.

Ich wünsche allein viel Mut, Kraft und wunderschöne Erlebnisse auf eurem Weg aus der Essucht!

Ihenen, liebe Frau Mag. Wollinger, wünsche ich schöne Begegnungen und Freude an Ihrer Arbeit!

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Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen S.